Weinflasche und Verschluss

Flaschenformen

Wer sich bei verdeckten Verkostungen von wohlwollend-schadenfrohen Freunden einen kleinen Vorteil verschaffen will, sollte unbedingt auf die Form der Weinflasche achten.

Hängende Schultern und bauchiger Körper kennzeichnen – neben einem typischen Weintrinker – die Burgunderflasche, welche auch an der Loire, im Beaujolais, in Savoyen, an der Rhône und teilweise im Languedoc in Verwendung ist. Schaut elegant aus, das Stapeln wird aber zum Balanceakt.

Gerade Schultern und gerader, schmälerer Körper sind Merkmale der Bordeauxflasche, die auch im ganzen Südwesten, im Languedoc-Roussillon und in der Provence Standard ist. Platzsparend und gut stapelbar, ein weiterer Vorteil ist bei älteren Rotweinen die Rückhaltung des Bodensatzes in der Schulter, wenn man nicht zu schwungvoll ausgießt.

Hohe, sehr schlanke Form weist die Schlegelflasche des Elsass auf. Sehr elegant, platzsparend, aber schlecht stapelbar und eine Herausforderung für manchen Kühlschrank.

Flaschen aus dem Jura haben ein Namensrelief und laufen nach unten hin zu. Der Vin jaune wird nur in den gestaucht wirkenden Clavelin-Flaschen mit 0,62 Liter abgefüllt.

Je dunkler die Farbe und umso hochwertiger, schwerer die Flasche, desto mehr Schutz bietet sie gegen den schädlichen Einfluss von Licht und UV-Strahlung auf den Wein. Helle Flaschenfarbe deutet jedenfalls auf baldigen Genuss hin.

Schaumweinflasche

Um dem hohen Druck durch das sich entwickelnde Kohlendioxid standzuhalten, hat diese Flasche stärkere Wände und eine stark ausgeprägte Mulde im Glasboden zur gleichmäßigeren Druckverteilung.

Diese Mulde (culot de bouteille) bringt mich zum Thema „Öffnen und Einschenken eines Sprudelweins“ – ohne Unfallgefahr.

  1. Hoffentlich gibt es eine Lasche im Stanniol, um es aufzureißen. Wenn nicht, ein beherzter Rundumschnitt mit dem Messer, mühsames Kletzeln sollte man seinen Nerven und Fingernägeln nicht antun.
  2. Man schraubt das Drahtgestell (Agraffe) auf, lockert den Draht am Flaschenmund, hat den Daumen der anderen Hand oben am Korken.
  3. Der Draht kann, muss aber nicht entfernt werden, vielleicht hat er sich fest in den Korken gearbeitet, dann kann langes Herumgefummel den Korken zu plötzlicher Eruption ermutigen.
  4. Daumen immer noch am Korken, der andere Daumen greift in die Mulde, die Flasche liegt leicht schräg auf der Handinnenseite und zielt nicht auf Personen, Haustiere oder wertvolle Einrichtung.
  5. Wir zerren und schrauben nicht am Korken, sondern drehen sorgsam die Flasche!
  6. Der Korken wird meist ohne Überschäumen unter einem sanften Plopp aus der Flasche gleiten.
  7. Geruchs- und Sichtkontrolle des Korkens
  8. Da die Flasche bereits so gut in der Hand liegt, kann elegant und zielgenau in schräg gehaltene Gläser eingeschenkt werden.

Das Plättchen (capsule) auf dem Korken kann individuell gestaltet sein, es gibt dafür natürlich auch einen eingeschworenen Sammlermarkt.

Kapsel auf Weinflasche

Verschlussarten

Da schalten sie wieder mal auf stur, die Franzosen, und halten dem Korken traditionell die Treue. Ich glaube, nur die allerbilligsten Weine im Supermarkt könnten unter Umständen einen Schraubverschluss aufweisen, wohingegen in Österreich der Schrauber weitgehende Akzeptanz gefunden hat.

Kork

Wird aus der Rinde der Korkeiche gewonnen. Der Naturkorken ist die hochwertigste, teuerste und langlebigste Form. Der Presskorken besteht aus unter hohem Druck mit Leim oder Harz verfestigtem Korkgranulat, billiger, aber weniger haltbar. Berüchtigt und gefürchtet sind Korkfehler im Wein, verursacht durch die chemische Substanz 2,4,6-Trichloranisol (TCA), die bei unsachgemäßer Produktion und Lagerung der Korken etwa durch Schimmelpilze im umgebenden Holz (z.B. Paletten) entstehen kann.

„Der Wein korkt“ – ein Ausspruch, der mich als Gastgeber leicht unrund werden lässt. Die Diskussion, ob Kork oder nicht, ist oft nicht einfach zu führen. Manche Personen sind sehr empfindlich in dieser Richtung, ich bin leider eher robust veranlagt und bemerke nur schweren Korkbefall ohne Zweifel. Jedenfalls ist ein korkender Wein nicht zu retten, da helfen keine Hausmittel, die letzte Instanz ist der Ausguss der Abwasch. Das kann bei teuren Flaschen schon ein wenig zu Tränen rühren. Zum Glück ist dieses Szenario in meiner Laufbahn bis jetzt sehr selten vorgekommen, wenn 1 % der Flaschen einen Kork hatte, ist das schon hoch gegriffen.

Weil Beschwerden von Konsumenten natürlich auf Dauer den Winzern, Händlern und Korkproduzenten keinen Spaß machen, hat sich die Qualität der Korken durch viel Forschungsaufwand auch merklich verbessert. Mittlerweile sind auch angeblich garantiert TCA-freie Korken am Markt, z.B. von DIAM.

Kronkorken

In Frankreich praktisch nur bei Pet Nats in Verwendung und vielleicht noch bei günstiger Literware.

Kunststoffkorken

Auch ein Mittel, um Korkprobleme auszuschließen, sind geschmacksneutrale Kunststoffkorken, welche zwar sehr praktisch sind, weil sie nicht zerbröseln können, aber vom Flair her natürlich nicht sehr weit vorne liegen.

Glasverschluss

Ein paar unverdrossene Winzer im Elsass bevorzugen das Glas in der Flasche, sonst eigentlich nicht vorhanden. Ich bin fasziniert, wie dieser Stoppel halten kann und hantiere immer recht patschert beim Öffnen.

Verschluss

Schraubverschluss

Wie gesagt, so gar nicht auf dem Radar der Franzosen, dabei würde bei Weißweinen, die nicht für Lagerung und Flaschenreifung gedacht sind, die bessere Konservierung der Frische durchaus Sinn ergeben.