Gläser und Zubehör

Weinglas

Gläser und Zubehör sind Themen, die das Potential für hitzige Debatten in sich tragen, wobei die Extrempositionen von argumentativem Notstand geprägt sind.

Nein, es ist sicher nicht egal, aus welchem Behältnis man den Wein genießt. Ein großartiger Wein schmeckt aus dem Plastikbecher oder Kaffeehäferl vielleicht noch gut, aber bestimmt niemals großartig. Das Weinglas muss schon sein.

Nein, es ist absolut nicht notwendig, ein Heidengeld zu investieren und für jede Rebsorte eigene Gläser anzuschaffen. Vor allem namhafte österreichische Glasproduzenten haben sich in dieser Disziplin hervorgetan. Bei aller Würdigung ihrer Verdienste (die Gläser sind natürlich sehr gelungen), aber der Aufwand rechtfertigt den Nutzen für den Konsumenten definitiv nicht und schmeichelt maximal dem eigenen Weinconnaisseur-Ego.

Aus meiner Erfahrung kommt man mit diesen drei Gläsern gut durch ein Weintrinkerleben:

  • Universalglas für Weiß-, Rosé- und Orangewein, Schaumwein, leichten Rotwein
  • Rotweinglas für schweren Rotwein
  • Süßweinglas für Süßwein, Port, Sherry und Madeira

Manch einer mag sich fragen, wo denn da Weißwein- und Sektglas abgeblieben sind. Die zweite Ausbaustufe wäre noch ein kleineres Weißweinglas, da sich in größeren Gläsern einfache Weine schnell verlieren oder z.B. Riesling und Sauvignon Blanc in den Aromen unharmonisch wirken können. Schlanke Sektflöten haben nur den Sinn, bei einer Stehparty einfacher handhabbar zu sein und leichter auf Tabletts verstaut zu werden. Geschmacklich sind sie eher eine Niederlage, da Aromen und Bläschen sich allzu rasch verflüchtigen.

Als dritte Ausbaustufe sind zusätzlich größere Rotweinkelche anzusehen, um dem Pinot Noir zu noch mehr Ausdruck und dem Gastgeber zu mehr Prestige zu verhelfen.

Die etwas bauchigen Verkostungsgläser mit kurzem Stiel eignen sich sehr gut als Süßweingläser.

Probiert denselben Wein bewusst aus verschiedenen Gläsern, es können derart eklatante Unterschiede der Sinneseindrücke, vor allem in der Nase, aber auch am Gaumen, entstehen, dass man sich bei manchen Weinen echt fragen muss, wie sie eigentlich ohne Glasbeeinflussung objektiv schmecken.

Charakteristika eines guten Glases

  • Es hat einen Stiel, bietet dadurch eine elegante Optik, eine bessere Schwenkbarkeit und die Handfläche erwärmt das Glas nicht
  • Das Glas ist kelchförmig, verjüngt sich nach oben hin etwas und lässt genug Raum zur Aromenentfaltung.
  • Es ist relativ dünnwandig, aber stabil genug, um dem Geschirrspüler zu trotzen und Anstoßen ohne Sorge zu ermöglichen.

Geriffelte Gläser, Bleikristall oder ähnliches dienen nur der Dekoration im gutbürgerlichen Haushalt, keine Diskussion darüber.

Zubehör

Wie bei den Gläsern ist auch hier Vorsicht geboten, schnell kauft man im Überschwang Zeug ein, das nie in Verwendung treten wird. Wichtig und empfehlenswert sind:

Korkenzieher

Die Franzosen mit ihrem Korkenfimmel lassen uns keine Wahl, ein Gerät muss her, das ohne Gefahr für Leib und Korken funktioniert. Wir brauchen eine Wendel mit Seele, d.h. keine Schraubspindel, sondern einen gewendelten Metallstab mit Hohlraum. Die meisten Flügelkorkenzieher haben keine Seele und zermerschern gerne den Korken, extrem ärgerlich. Kellnermesser sind eher für die Profis, die Wendel wird bis zum ersten Hebelpunkt am Flaschenhals eingedreht, die guten Exemplare haben sogar noch einen zweiten Hebelpunkt, dann sollte in der Theorie nichts mehr schiefgehen, in der Praxis öfters schon. Mein Liebling ist eine Art Glockenkorkenzieher. Man setzt die Glocke am Flaschenhals auf, dreht die Wendel in den Korken, dreht immer weiter, und der Korken hebt sich vollständig wie von Zauberhand aus der Flasche. Faszinierend!

Ausgefeilte Hebelkorkenzieher oder Überdruckgeräte sind für die echten Freaks reserviert.

Kapselschneider

Um zum Korken zu gelangen, muss man meist die Kapsel entfernen. Kellnermesser und manche Korkenzieher haben ein Messer beigefügt. Die Todesfalle Haushalt entwickelt sich bekanntermaßen mit dem Grad der Alkoholbeeinträchtigung, daher ist ein eigener Kapselschneider deppensicher. In einer Sekunde ist die Operation erfolgreich durchgeführt.

Zubehör
Kapselschneider, Lieblingskorkenzieher und Schaumweinverschluss

Schaumweinverschluss

Nicht jede Flasche Schaumwein wird sofort bis zum Boden geleert. Den Stoppel bringst du jedoch nicht mehr zurück in die Flasche. Der einzige, sinnhafte Ausweg ist ein spezieller Schaumweinverschluss, der das Kohlendioxid nicht entweichen lässt. Ein paar Tage im Kühlschrank können so überbrückt werden.

Schaumweinverschluss
Merchandising muss sein, Schaumweinverschluss by Les Dilettants

Dropstop

Vor allem Rotwein hat die unangenehme Eigenart, beim Einschenken sichtbar auf den Tisch nachzutropfen. Ein Dropstop ist ein rundes Folienblättchen, das eingerollt in den Flaschenhals gesteckt wird und erstaunlich gut funktioniert.

Kühlmanschette

Aus dem Kühlschrank entnommen für die Temperaturkontrolle am Tisch, aus dem Gefrierfach zum raschen Abkühlen, wenn die Logistik einem plötzlichen Gästeaufkommen nicht gerecht wird.

Karaffe

Dieses Utensil mag ein wenig dekadent rüberkommen, aber Belüftung hilft vielen Weinen, auch den weißen, anfangs auf die Sprünge. Aus der Flasche in die Karaffe gießen, eventuell wieder zurück in die Flasche, mehr braucht es nicht. Vorsicht bei alten Rotweinen, zu viel Luftkontakt lässt sie manchmal schnell zusammenbrechen.